A review by timefliesaway
Zefira: Es hätte sie nie geben dürfen by Thomas Thiemeyer

adventurous challenging emotional informative mysterious medium-paced

3.25

Es war sooo gut bis Kapitel 32 (S. 198)... und dann... ging's bergab. Sehr enttäuschend.

Wenn ich das Buch beschreiben müsste: „Teenie-Liebesgeschichte mit Sci-Fi Schauplatz und (teils gezwungene) Action und Wissenschaftlichem am Rande.“ Betonung auf Teenie.

Ich mochte Asien, besonders China, als Schauplatz, schließlich ist in Sci-Fi Büchern meist von Amerika die Rede. War also mal gut zur Abwechslung, auch was von den anderen Ländern zu lesen und Amerika kaum bis gar nicht Teil der Geschichte.

Die Themen, die besprochen wurden, find ich generell spannend. Besonders die Idee, eine gespaltene Persönlichkeit medizinisch zu beeinflussen. Auch die KI war interessant. Leider nicht ganz so gut umgesetzt.
Das Buch "Boy in a white room" von Karl Olsberg ist ein gutes Beispiel, wenn es um KI und eine gelungene Geschichte mit der Thematik geht. Die Verbindung zu BiawR kam erst später, dennoch ist eins klar: Das Potential wäre da gewesen. Thomas Thiemeyer hat sich aber zu viel mit belanglosem Zeug beschäftigt. Zum Bsp. die Romance zwischen Maddie und einem Jungen. Und diese vielen Kapitel, wo sich Maddie und Zefira über den Jungen gestritten haben… *Augen rollen*. Unnötige Seiten verstrichen.
Generell bin ich kein Fan von vom "Liebesecken“-Trope, vor allem, wenn beide der Ecke davon auch noch verwandt sind. Hat nicht viel zum Plot beigetragen. Klar, vllt wollte der Autor das Buch damit zum Boden zurückzubringen, neben dem ganzen „Übernatürlichen“, aber irgendwo wurde es halt zu kitschig. Und hat mir die Leselust genommen.

Ohnehin hatte ich schon eine Leseblockade (reading slump) seit Februar ca., da haben's die Kapitel (nach 32) nicht besser gemacht. Trotzdem wollte ich es zu Ende lesen, schließlich ist's ein Reziexemplar und vllt wäre es noch interessant geworden.
Interessant wurde es zwar in der Tat, besonders als die Geheimnisse gelüftet und damit Dinge aufgeklärt wurden. Die ganze Wissenschaft dahinter. Ich selbst kenn mich mit Medizin nicht aus, aber die Erläuterungen klangen, als wären sie durchaus umsetzbar und realistisch. (Naja, bis auf das Finale.)
Jedoch gab es immer wieder kitschige Momente und auch das Ende war mir zu märchenhaft.
Besonders manche Beschreibungen: „Er ist mein Fels in der Brandung, war es schon immer“ – sie kennen sich gerade mal 3 Tage. Oder: „Ich gab ihr einen schwesterlichen Kuss“ – was genau ist ein „schwesterlicher Kuss“ überhaupt? Mir ist schon klar, was im Kontext damit gemeint war (hoffe ich zumindest), die Beschreibung allerdings… musste nicht sein.

Insgesamt fehlt mir Tiefe.
Immer wieder wurde etwas zum Plot beigefügt, es wurden Gedanken über Moral und anderen Themen reingeworfen, aber schnell wieder verworfen, so als hätte der Autor selbst Angst, großartig darüber nachzudenken. Besonders am Ende mit der KI. Sobald sich herausgestellt hat, dass der Antagonist gefährlich wird, war das einzige Ziel, ihn zu zerstören, weil er nicht die gleichen Ansichten wie die Hauptcharaktere teilt und damit „wahnsinnig“ ist.
Aber warum? Die Pläne des „Feindes“ wurden nicht mal groß erläutert, derjenige konnte ja kaum zu Ende sprechen, bevor Maddie & Co sich entschieden, ihm in die Quere zu kommen.
Das Finale war auch kurz gehalten und hatte mich kaum gepackt. Es wurde kurz emotional, aber der Autor machte schnell weiter mit der Handlung, so als wäre das nie passiert.
Die Wiedervereinigung einiger Familienmitglieder war schön, aber wieder „nur mal so kurz am Rande“ und nicht weiter darauf eingegangen. Maddie war Feuer und Flamme, als sie sich auf die Suche nach der Person gemacht hat, aber als sie sie gefunden hat, war da kaum emotionale Reaktion mehr. (Muss ich erwähnen, dass die Suche vor Kapitel 32 begonnen hat?)

Generell war alles nach K32 sehr schnell, sehr brüchig, relativ emotionslos, teils klischeehaft, zu unausgewogen. Einerseits sollte da Action sein, andererseits musste auch noch logischer Plot her und irgendwie konnte sich Thiemeyer wohl nicht mit sich selbst vertragen, was er jetzt schreiben soll.
Anfangs mochte ich die Action, zum Ende hin war es entweder nötig, weil mich die Ruhe (was immer bedeutete, dass dann Romance kam) genervt hat, oder überflüssig, weil es dann wie gezwungen wirkte. Nach dem Motto: „Wie könnte ich die Story aufpeppen?“

Die Charaktere waren mir alle relativ anstrengend. Mal mochte ich sie, dann taten sie wieder irgendwas und ich mochte sie nicht, dann hauten sie irgendeinen Spruch raus, der sie mir sympathisch machte und dann doch nicht mehr. Die einzigen, die darunter nicht betroffen waren, waren diejenigen, die zu kurz vorkamen, um groß eine Meinung über sie zu entwickeln.
Zefira fand ich größtenteils cool, aber ihre Eifersucht auf Maddie's Romanze war zum Kotzen. Durchaus verständlich, aber unnötige Kapitel.
Maddie zwischendurch hatte immer wieder Momente, wo sie gefühlt out-of-character handelte. Als wäre ihr Charakter nicht „fest“ und Thiemeyer hat sie immer so geschrieben, wie es schnell für die Handlung ginge, charakterlich allerdings nicht viel Sinn macht. Es sei denn die Liebe hat sie mehr getroffen als ich dachte, und handelte wegen „Liebe macht blind“. Das würde zumindest einige Kapitel erklären.
Wenigstens gab es Konsens bei den Liebespaaren.

Das mit dem Denglisch/den Anglizismen... Fan davon in Büchern bin ich nicht. In Dialogen ist es noch okay, aber sobald Jugendsprache in Beschreibungen verwendetet wird... naja. Hier hat es zumindest gepasst, weil's in der Zukunft spielt, und da wird’s sicherlich mehr Sprachmix geben. Hätten aber noch mehr asiatische/chinesische Sprüche reingepasst. Also dafür, dass es in China spielt, waren selbst viel zu wenig asiatische Namen.

Dafür mochte ich die Illustrationen zwischendurch sehr. Toller Zeichenstil. Timo Grubing bekommt 5 Sterne für seine Arbeit.
Ich denke, als gesamter Graphic Novel in dem Stil hätte sich die Geschichte besser gezeigt.

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Leider war’s nicht so meins, obwohl ich die Grundidee gut fand. Trotzdem danke an den Arena Verlag für ein Rezensionsexemplar.
Die Meinung ist meine eigene und wurde davon nicht beeinflusst.

-29.04.2024

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Kleine Verwirrung am Rande: Was hat es mit Alan Walker auf sich? Wie unserer Alan Walker sieht er nicht aus. Hat es überhaupt irgendwas mit dem Musiker zu tun? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der Autor + das gesamte Verlagsteam noch nie was vom Musiker gehört haben. Und wenn doch, darf man einen Markennamen einfach so benutzen und einen Charakter draus machen?